Fahrräder, Bücher, Smartphones und Co., alle können sie problemlos online gekauft werden. Doch welche Möglichkeiten bietet E-Commerce wenn es um das Thema Lebensmittel geht? Gerade in Deutschland zeigt sich laut Statista ein Aufwärtstrend in Sachen Onlinekauf von Lebensmitteln. Bei einer Umfrage im Januar 2015 gaben 28% der Befragten an, bereits Lebensmittel online bestellt zu haben. Dies ist eine Steigerung von fast 20% im Vergleich zum Jahr 2011. Doch wie lässt sich dieses enorme Potenzial an Kundschaft nutzen? Und welches ist wohl das lukrativste Konzept? Der deutsche Lebensmittelhandel bietet hierfür schon verschiedene Lösungen an. Mit den Spekulationen um Amazon, welches sein Angebot namens Amazon Fresh nun auch auf dem deutschen Markt etablieren könnte, geraten die Anbieter unter Druck. Doch wie steht es im direkten Vergleich der Angebote? Und ist Amazon Fresh wirklich die bessere Lösung?
Rewe – Besser leben online?
Rewe gilt zurzeit als erstes Vorzeigeobjekt für den, noch in den Kinderschuhen steckenden, Onlinehandel mit Nahrungsmitteln. Mit seiner breiten Produktpalette macht er es dem Kunden einfach einen kompletten Wocheneinkauf in nur wenigen Klicks zusammen zu stellen. Ca. 100 Gemüse- und 50 Obstsorten halten mit den stationären Abteilungen in den Rewe Filialen mit. Sowohl die großen Marken, als auch die eigenen Handelsmarken sind vertreten, was auch den Sparfüchsen unter den Einkäufern zu Gute kommt.
Manko beim Rewe Markt; ein Mindestbestellwert von 40€ macht es z.B. für Singlehaushalte schwieriger Wocheneinkäufe zu tätigen. Auch einen Warenkorbwert von 100€, um die Lieferung kostenfrei zu erhalten, lässt sich nicht so schnell erreichen, ohne sich durch das gesamte Sortiment zu klicken. Zudem gliedern sich die Versandkosten nach der Zustellungszeit. Je größer die Zustellungsspanne, desto günstiger die Versandkosten, die von 2,90€ bis 4,90€ reichen können. Des Weiteren fällt bei einer Getränkebestellungen, die mehr als drei Kisten enthält eine Getränkepauschale von 1,50€ an.
Edeka – Lieben wir Lebensmittel auch im Internet?
Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Rewe, setzt Edeka noch nicht auf den Versand von frischen Lebensmitteln, wie Obst oder Gemüse. Oder zumindest scheint es so wenn man einen der zwei Shops besucht. Denn zur Verwirrung des Kunden sind Edeka Produkte sowohl unter Edeka24.de, als auch unter edeka-lebensmittel.de erhältlich. Einmal für 3,95€ mit DHL GoGreen verschickt und ein anderes mal für 4,90€ mit DPD. Trotz der geringen Auswahl an frischen oder Kühlprodukten, ist der Rest des Angebots gut strukturiert und leicht auffindbar.
Nachteil bei Edeka: Weder Termin noch Zeit der Zustellung können vom Kunden frei gewählt werden, weshalb der Nutzer an die Zustellzeiten der Paketdienste gebunden ist, die sich je nachdem auf ein bis drei Tage belaufen können. Zudem ist der Vorteil von zwei verschiedenen Shops unter einer Marke für Kunden nur schwer nachvollziehbar und schafft eher ein Durcheinander bei der Suche.
Lidl – Lohnt sich’s im Web?
Wie schlägt sich nun der Discounter unter den Onlineanbietern? Lidl bietet in seinem Shop eine überschaubare Produktpalette an, welche in fünf Kategorien eingeteilt ist. Auch hier vermisst man das Angebot an frischen Produkten. Allerdings bietet der Shop ein interessantes Weinsortiment an. Der Versand erfolgt standardmäßig für 4,95€.
Auch hier hat der Kunde keinen großen Einfluss auf die Zustellung der Ware. Das Sortiment kann zudem als ausbaufähig bezeichnet werden, wenn es um das Nahrungsmittelangebot geht. Bezüglich Übersichtlichkeit und Struktur der Seite, steht Lidl seiner Konkurrenz jedoch nicht nach.
Amazon Fresh – Alles unter einem Dach und deshalb besser?
Die Furcht der Lebensmittelhändler könnte berechtigt sein. Denn Amazon Fresh deckt mit seinem Service so gut wie alle Bedürfnisse eines Haushalts ab. Mit seinem breiten Sortiment vor allem an frischen Lebensmitteln, gestaltet sich das Angebot in Verbindung mit der schnellen Lieferung (zum Frühstück oder Abendessen ab einem Bestellwert von 50$) und z.B. der Möglichkeit sich eine Lieferung in speziellen Kühlboxen an die Haustür liefern zu lassen, wesentlich attraktiver. Zudem bietet Amazon Fresh mit seiner Lösung Amazon Dash eine Zusatzoption zum eigentlichen Kauf im Onlineshop an. Amazon Dash macht es möglich, Produkte direkt im Haushalt zu scannen und diese automatisch in den eigenen Online Warenkorb abzuspeichern. Somit kann der Kunde direkt mit Blick auf seinen Vorrat erkennen, welche Lebensmittel oder andere Produkte des täglichen Bedarfs er nicht mehr im Haus hat, um diese dann später bequem mit seiner Online-Einkaufsliste bestellen zu können. Allein dieser Service sticht bei Amazon deutlich heraus. Desweiteren bietet Amazon Fresh in unregelmäßigen Abständen Sonderangebote für Amazon Prime Kunden an, wie z.B. eine kostenlose Lieferung im Monat September.
Fazit
Deutsche Online-Supermärkte stehen noch am Anfang ihrer Entwicklung. Zwar bietet der Markt schon einige Optionen an, jedoch scheitern diese oftmals an der Umsetzung. Lieferzeiten, Versandkosten und Aufschläge machen es dem Kunden schwer einen Überblick zu erhalten. Unterschiedliche Sortimentsgrößen und der Zeitaufwand, welcher einem normalen Einkauf im Supermarkt nahe kommt, lassen noch keinen Mehrwert im Online-Lebensmittelkauf erkennen. Als ein wesentlicher Unterschied gilt zudem der Versand von frischer Ware gegenüber haltbarer Ware. Rewe bietet dabei mit einer eigenen Versandflotte eine Lösung an, während Edeka und Lidl darauf verzichten, was eine verlängerte Lieferzeit mit sich bringt. Für Amazon können diese Defizite jedoch eine Chance bedeuten sich mit seinem schnellen und vielfältigerem Service leicht im deutschen Markt zu etablieren. Wann es soweit ist, will Amazon noch nicht bekanntgeben. Gerüchte sprechen jedoch schon vom Kauf erster Versandzentren. Die Konkurrenz indes zittert weiter.
(Beitragsbild: flickr SounderBruce)
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