Spätestens seit dem Erfolg von Bitcoin in den letzten Jahren ist vermutlich jeder schon einmal über das Thema Kryptowährungen gestoplert. Anfang dieses Jahres war der Krypto-Hype im vollen Gange. Im Rahmen von sogenannten ICOs („Initial Coin Offers“), die einem klassischen Börsengang ähneln, allerdings über den Verkauf von digitalen „Coins“ oder „Tokens“ ablaufen und kaum reguliert sind, entstehen immer mehr neue „Währungen“. Der Begriff „Währung“ ist hier nicht in allen Fällen vollkommen korrekt, da die erworbenen „Coins“ oder „Tokens“ oft nicht als Zahlungsmittel gedacht sind, sondern auch Features, wie zum Beispiel Speicherplatz, damit genutzt werden können. Gerade diese neuen Wertmarken leiden oft unter extremen Wertschwankungen. Dementsprechend hoch kann der Ertrag, aber auch der Verlust ausfallen.
Ältere Währungen wie Bitcoins und Ethereum sind vergleichsweise stabil. Doch selbst diese Währungen können durch die Ungewissheit im Bereich Kryptowährungen starke Fluktuationen erleiden. Ein Beispiel ist das Verbot von ICOs der chinesischen Regierung Anfang September. Nahezu alle Kryptowährungen sanken zu diesem Zeitpunkt drastisch in ihrem Wert. Gerade diese Unsicherheiten hinsichtlich des Umgangs mit Kryptowährungen seitens Staaten, sorgen für instabile Kurse.
Besonderheiten von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie
Die Besonderheiten von Kryptowährungen, genauer gesagt der Blockchain-Technologie, auf der sie basieren, liefern hier besonderen Anlass für Besorgnis. Durch sie werden Staat und Banken nicht mehr als kontrollierende Organe benötigt. Die Währungen bieten Sicherheit, da die Transaktionen dezentralisiert geprüft werden und dementsprechend kein Vertrauen in eine einzelne Partei gesteckt werden muss. Die meisten Kryptowährungen sind zudem Open-Source. Dementsprechend herrscht Transparenz, das Vertrauen liegt im Code und nicht in Personen, die entweder mutwillig oder versehentlich Fehler begehen. Alle Transaktionen lassen sich mit sogenannten „Explorern“ nachverfolgen. Dies führt auch zu einer Unveränderlichkeit der Werte. Ein weiterer Vorteil, der Kryptowährungen interessant macht, ist der globale Zugriff und die Unabhängigkeit von der Wirtschaft einzelner Länder. Als Beispiel kann Venezuela betrachtet werden, dessen Währung im Jahr 2016 innerhalb eines Monats nur noch circa die Hälfte wert war. Auch die Schnelligkeit von Transaktionen und keine bis geringe Gebühren sind Vorteile von Kryptowährungen.
Gartner prognostiziert, dass Blockchain im Jahr 2016 gerade mal von 1% der gesamten Zielgruppe genutzt wurde. Die Technologie soll besonders schnell in der Produktion, dem Staatswesen, dem Gesundheitswesen und dem Bildungssektor Einzug erhalten. Kryptowährungen sind also nicht nur für Privatpersonen als Anlage oder bequeme, schnelle und sichere Art Transaktionen durchzuführen, sondern auch für Unternehmen interessant. Durch die Blockchain entstehen neue Geschäftsmodelle und neue Wege bereits bestehende Geschäftsmodelle zu innovieren.
Was sind Blockchains?
Blockchains basieren, wie der Name suggeriert, auf Blocks. In einem Block sind mehrere Transaktionen dokumentiert. Die Anzahl hängt dabei von der Methode des Konsensus ab, auf die später eingegangen wird. Als Analogie kann man einen Block als ein Blatt Papier betrachten. Vollgeschriebene Blätter werden auf einander abgelegt und verklebt, das zuerst abgeschlossene Blatt liegt ganz unten. Je höher der Stapel dieser Blätter desto schwerer wird es an die unteren Blätter zu gelangen und dort dokumentiertes zu verändern. Die Sicherheit einer Blockchain steigt also mit der Nutzung dieser Blockchain für Transaktionen. Auf den Blättern werden nicht nur die Transaktionen dokumentiert, sie werden auch mit einer komplexen Formel verrechnet. Um Werte zu verändern können diese nicht einfach abgeändert werden, die Werte müssten so verändert werden, dass das gleiche Ergebnis rauskommt. Die Sicherheit von Blockchains steigt außerdem mit der Anzahl der Nodes. Nodes dokumentieren die Transaktionen auf ihren eigenen „Blättern“ und gleichen ihr Blatt mit dem des Node ab, der den Block abschließt, sein Blatt also als erstes abgibt und es den anderen zeigt.
Um die Korrektheit der Transaktionen bestätigen zu können, muss ein Konsensus erreicht werden. Die Mehrheit muss also übereinstimmen, dass die durchgeführten Transaktionen zwischen den richtigen Adressen und in der richtigen Höhe festgehalten werden. Dafür gibt es mehrere Methoden, die für verschiedene Währungen verwendet werden. Die wohl gängigsten sind die „Proof of Work“- und „Proof of Stake“-Methode.
Blockchain im Handel?
Die Frage, die sich viele natürlich stellen werden, ist, inwiefern sich die Blockchain-Technologie auf den Handel auswirken wird. Neben der reinen Akzeptanz von Kryptowährungen, wobei nur indirekt Blockchain-Technologie genutzt wird, kristallisieren sich hier besonders die Implementierung der Blockchain-Technologie, um vereinfachte, teil-automatisierte und sichere Transaktionen durchführen zu können und die Nachverfolgung von Produkten entlang der Supply Chain als Anwendungsmöglichkeiten heraus.
Dadurch, dass Transaktionen ohne zentrale Instanz durchgeführt werden können, könnte es dazu kommen, dass Mittler, die momentan dafür sorgen, dass beide Parteien die Bedingungen des Handels einhalten und dafür eine gewisse Marge berechnen, überflüssig werden.
Transaktionen können zudem automatisiert durchgeführt werden. Dies ermöglicht, dass viele kleine Mikrotransaktionen durchgeführt werden können, ohne dass diese von beispielsweise einem Kunden, mit entsprechendem Aufwand, ausgeführt werden müssen. Die Blockchain-Technologie ergänzt sich dementsprechend gut mit dem Internet of Things. Intelligente Maschinen können über die Blockchain miteinander Transaktionen durchführen.
Gerade bei Premium-Produkten, bei denen man für bestimmte Produkteigenschaften bezahlt, stellt sich immer wieder das Problem hinsichtlich der Authentizität. Die Blockchain-Technologie stellt hier eine Möglichkeit dar, ein Produkt vom Hersteller bis hin zum Endkunden zu begleiten. Bei immer komplexeren Supply Chains und dementsprechend auch einem Mangel an zentraler Kontrolle, ist dies eine sehr attraktive Anwendungsmöglichkeit. Es kann nachverfolgt werden, woher jede einzelne Komponente eines Produkts stammt und sogar mit Sensoren die Verhältnisse beim Transport dokumentiert werden. Sowohl Kunden als auch Unternehmen können dementsprechend die Herkunft von Produkten genauestens überprüfen.
Was bedeutet dies speziell für den Onlinehandel?
Durch die Möglichkeit des Wegfalls von Intermediären mit der Blockchain-Technologie, stellt sich die Frage, ob nun auch Online-Plattformen oder Marktplätze gefährdet sind. Der große Vorteil solcher Modelle aus Kundensicht ist die Kumulierung von Informationen, also die Bereitstellung einer Anlaufstelle für die effiziente Deckung eines Bedarfs. Aus Anbietersicht ist der klare Mehrwert der Zugang zu diesen Kunden. Dies wird sich wohl auch durch die Blockchain-Technologie nicht ändern. Was allerdings eine Gefahr darstellen könnte, ist die mögliche Substitution von heute bestehenden Plattformen und Marktplätzen mit neuen Geschäftsmodellen, bei denen die Marge völlig entfällt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wer so eine Lösung überhaupt aufbauen sollte, beziehungsweise wie sie sich ohne Margen finanziert werden sollte. Nichtsdestotrotz lässt sich eine solche Entwicklung bereits heute im Handel beobachten, bei der Umschichtung von klassischen Großhändlern zu beispielsweise Amazon, das eine niedrigere Marge verlangt.
Wie mit allen aufkommenden Technologien stellt die Blockchain eine Chance dar, eine Vorreiterrolle einzunehmen und sich vom Wettbewerb abzuheben. Dabei ist es sinnvoll sich frühzeitig mit der Technologie zu beschäftigen und mögliche Anwendungsmöglichkeiten für das eigene Unternehmen zu prüfen.
(Bildquelle: Wit Olszewski/Shutterstock)
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